Interview mit Dörte Bachmann, Nachhaltigkeitsverantwortliche bei SV Schweiz

«Der Austausch mit den Gästen kommt gut an.»

Interview: Susan Glättli

Wo haben Sie begonnen als Nachhaltigkeitsverantwortliche bei SV Schweiz?
Ich bin seit einem Jahr bei SV Schweiz und konnte bereits viele Aufgaben übernehmen. Das Kerngeschäft von SV Schweiz besteht ja im Führen von Personalrestaurants und Mensen für Unternehmen und Universitäten. Wir sind mit 23 Millionen verkauften Essen pro Jahr der grösste Akteur in der Gemeinschaftsgastronomie. Ich betreue die externen Partnerschaften, etwa die mit dem WWF, vereinbare gemeinsame Nachhaltigkeitsziele und lasse Indikatoren berechnen. Weiter bin ich im Austausch mit unseren Kunden und bespreche mit ihnen, wie nachhaltig das Angebot in ihren Personalrestaurants sein soll. Ich bin aber auch Ansprechperson punkto Nachhaltigkeit für unsere Mitarbeitenden, welche die Menus zubereiten und verkaufen. Sie stehen in direktem Kontakt mit den Gästen und nehmen deren Rückmeldungen auf. Die Geschäftsleitung unseres Unternehmens nimmt Nachhaltigkeit und Klimaschutz glücklicherweise sehr ernst.  Das ist angenehm für mich, da ich so volle Unterstützung bekomme.


Was war schwer umsetzbar?
Die Gäste in einigen Personalrestaurants zeigten zunächst wenig Offenheit für vegetarische Gerichte. Wir wollen niemandem etwas vorschreiben, aber wenn wir von relevanten Impacts auf die CO2-Produktion sprechen, dann gehört die Produktion tierischer Proteine mit Sicherheit dazu. Es gab auch Personalrestaurants, die ohne Probleme fleischlose Tage und Menus einführten. Die Einstellungen scheinen sehr unterschiedlich zu sein, je nach Kontext. Ich selber bin auch nicht Vegetarierin, esse aber wenig Fleisch.


Welche Erfahrungen aus Ihrer bisherigen Laufbahn sind jetzt hilfreich?
Ich bin Biologin und habe Pflanzenökologie studiert. Nach der Doktorarbeit habe ich mit life cycle assessments, also Ökobilanzen, gearbeitet, insbesondere die Umweltwirkung von Landwirtschaft auf die Böden. In dieser Zeit habe ich vor allem gelernt, selbständig zu arbeiten, so wie ich es auch heute tue (ich bin direkt der Geschäftsleitung unterstellt). Auch die Methoden zur Beurteilung der Umweltwirkungen kann ich gut nutzen, etwa wenn es darum geht, wesentliche Themen anzugehen und Kennzahlen zu verwenden. Nicht zuletzt bin ich es gewohnt Fragen anzugehen, die komplex sind und die von vielen externen Faktoren abhängen. All das kommt mir heute sehr zugute. Vor zwei Jahren kam ich in Kontakt mit den Themen Ernährung und Nahrungsmittelabfälle, vor allem bei meiner Tätigkeit bei foodways consulting. Aus diesen Erfahrungen heraus bin ich nun gewappnet für die Sensibilisierungsarbeit im direkten Kontakt mit Kunden, Gästen und Partnern. Der Austausch mit Gästen kommt übrigens gut an: Ich nehme mir zwischendurch auch die Zeit, an einem Infostand in den Restaurants präsent zu sein und das Gespräch zu suchen. Das ist zeitaufwendig, aber effektvoll.

 

Mit wem arbeiten Sie am engsten zusammen?
Innerhalb von SV Schweiz habe ich viel Kontakt mit dem strategischen Einkauf, mit Lieferanten, mit den Restaurants (die selber Bestellungen tätigen), dann mit dem Marketing für die Gästekommunikation, dem Product Management für Rezeptvorschläge und Promotionen und mit der Unternehmenskommunikation allgemein.


Welche Projekte sind aktuell?
Wir entwickeln das ONE TWO WE Programm weiter, um unser Angebot noch umwelt- und tierfreundlicher zu machen. Ausserdem versuchen wir mit dem recircle Mehrwegsystem, dass weniger Verpackungen im Abfall landen.