Interview mit Angela Mastronardi, Neosys

«Das Managementsystem muss der Realität des Unternehmens angepasst sein.»

Angela Mastronardi arbeitet als Projektleiterin Managementsysteme bei Neosys AG und berät Unternehmen in der systematischen Umsetzung der Nachhaltigkeit. Die Umweltingenieurin ist fasziniert, wenn sie beitragen kann, trockene Strategien und Ziele in lebendige, spürbare Erfolge umzuwandeln. Und sie freut sich, wenn sie bei den Beteiligten Aha-Erlebnisse erzeugen kann.

Angela Mastronardi, Projektleiterin Managementsysteme, Neosys AG

Interview: Susan Glättli, ecotext


Wer trägt bei den Unternehmen, die Sie beraten und begleiten, Nachhaltigkeitsgedanken und  -ziele in die Firma hinein?
Bei manchen Unternehmen ist das die Geschäftsleitung. Das ist gut so, denn die Geschäftsleitung entscheidet über die Aktivitäten und stösst diese an, sonst geht nichts. Mit der Koordination und Ausführung ist dann meistens ein (Umwelt-)Managementsystem-Leiter betraut. Er oder sie kommuniziert mit allen Ebenen und Stellen, nimmt Inputs von Mitarbeitenden auf und stösst auch mal selbst ein Thema an. Weniger dynamisch ist die Situation, wenn nur die Kunden oder der Mutterkonzern Nachhaltigkeitsmassnahmen oder ein Umweltmanagementsystem (UMS) voraussetzen oder wünschen. Dann ist die Geschäftsleitung gezwungen etwas zu tun, selber aber (noch) nicht überzeugt, dass dies tatsächlich Vorteile bringt.

 

Wann ist ein Managementsystem wirksam?
Erstens ist es gut, wenn Veränderungen als Chance wahrgenommen werden, nicht als Bedrohung. Zweitens muss das Managementsystem der Realität des Unternehmens angepasst sein bzw. der Kultur und dem Führungsstil entsprechen. Es organisiert unter anderem den internen Kommunikationsfluss und gibt Rhythmus und Struktur. Drittens müssen die Schnittstellen innerhalb des Managementsystems gut eingerichtet sein.


Können Sie eine Schnittstelle beschreiben?
Eine Schnittstelle kann zum Beispiel zwischen dem Entscheid der Geschäftsleitung, den notwenigen Handlungen und den zuständigen Mitarbeitenden sein. Zum Beispiel wenn es darum geht, dass neue Maschinen installiert werden und die betroffen Stakeholder, darunter die Nachbarn, informiert werden sollen, dass sie in Zukunft mit weniger Lärm rechnen können. Die Schnittstelle befindet sich nun im Output der GL-Sitzung, sie muss kohärent bzw. gut verbunden sein mit den relevanten Folgeschritten, sonst funktioniert sie nicht. Zudem geht es bei Schnittstellen oft darum zu «übersetzen», also aus dem strategisch formulierten Ziel eine Botschaft zu machen, welche auch die Person, welche zum Beispiel die Abfälle trennt, verstehen und anwenden kann. Ideal ist es auch wenn die Mitarbeitenden für sie relevante Teilziele des Unternehmens kennen und selber daraufhin arbeiten können. Dass diese Schnittstellen im Managementsystem funktionieren, stellt meist der UMS-Leiter oder die UMS-Leiterin sicher.


Unter welchen Bedingungen sind kontinuierliche Fortschritte des Unternehmens in Richtung Nachhaltigkeit möglich?
Wichtig ist: Dranbleiben, Weitergehen und die gleichen Fragen jedes Jahr wieder zu stellen. Zum Beispiel: Wie können wir den Materialverbrauch bzw. den Ausschuss weiter reduzieren? Hilfreich ist dabei ein gut angepasstes Umweltmanagementsystem oder schlicht der Zyklus von Planen – Umsetzen – Überprüfen - Verbessern. Gerade der Schritt «Wirkung überprüfen» wird gerne vergessen, dabei gibt er Auskunft darüber, was wirksam ist, was man mit den Massnahmen erreicht hat oder wo noch Potenzial ist.


Was ist Ihre persönliche Motivation in diesem Bereich zu arbeiten?
Mich fasziniert die Umsetzung, die Umwandlung von etwas Theoretischem zu etwas Lebendigem. Plötzlich ist es da und sichtbar. Ich habe das selber erlebt, als ich bei einer früheren Stelle intern ein Managementsystem betreute. Und natürlich bin ich begeistert, dass ich zu einer nachhaltigen Gesellschaft beitragen kann. Die Begeisterung trage ich innerlich mit und lasse mich dadurch nicht von Hindernissen und Schwierigkeiten entmutigen.


Welche Erfolge machen Sie stolz?
Ich freue mich immer, wenn ich bei den Kunden Verständnis aufblitzen sehe. Verständnis, zu was die ganze Übung dient. Wenn ich Aha-Erlebnisse herbeiführen kann, bin ich stolz und zufrieden. Schön ist es auch, Erfahrungen zu integrieren, Unternehmen und Organisationen auf den Erfolgsweg zu führen und konstruktiv zu arbeiten.

 

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